Der Trafikant erzählt die Geschichte des jungen Franz Huchel. Dabei fokussiert sich der Er-Erzähler hauptsächlich auf ein Jahr seines Lebens (1937-1938), welches er in Wien verbringt.  

Im Spätsommer des Jahres 1937 kommt Franz Huchel aus dem Salzkammergut nach Wien, da er nun seinen eigenen Lebensunterhalt verdienen muss. Zu dem Zeitpunkt ist er 17 Jahre alt. Er beginnt eine Lehre in der Trafik, dem Kiosk, von Otto Trsnjek. Diese Trafik wird zum Zentrum von Franz Leben, er wohnt, arbeitet und liebt in ihr. Dort lernt er auch Professor Siegmund Freund kennen, den er im weiteren Verlauf gelegentlich um Rat ersucht, vor allem nachdem er sich in ein Mädchen, Anezka, verliebt hat.

 

Die Audiobuchversion des Buches ist vom Autor selbst gelesen, wodurch der österreichische Charme der Sprache noch deutlicher zum Vorschein tritt. Robert Seethaler schafft es gekonnt mit seiner prosaischen Sprache das Wien der Dreißigerjahre zum Leben zu erwecken. Seine Hauptfigur Franz wird durch seinen Vorleseton zu einer liebenswerten Figur, die dem Hörer sehr ans Herz wächst. Ich gehe davon aus, dass mir Franz nicht ganz so gut gefallen hätte, wenn ich den Text nur gelesen hätte, da seine Naivität teilweise wirklich zum Haare raufen ist. Dies ist besonders auffällig in seiner „Beziehung“ zu Anezka, die bei Franz nur ein sexuelles Vergnügen sucht. Die ganze Figur der Anezka war für mich nicht wirklich nachvollziehbar und war für mich leider stellenweise auch unglaubwürdig überzeichnet. Auch hatte ich nach der Beschreibung des Buches erwartet, dass Siegmund Freud eine größere Rolle spielt und dadurch wartete ich immer, was nun mit ihm noch kommt.

Durch seinen charmante Vorleseart schafft Seethaler es jedoch diese Mängel nicht zu dominant werden zu lassen und den Hörer in seiner wunderschönen Sprache schwimmen zu lassen. Auch gelingt es ihm die Briefe, Träume und andere Schriftstücke, die im Text kursiv gedruckt sind, so hervorzuheben, dass es auch beim bloßen Hören klar wird, dass es sich um etwas anderes als die normale Erzählung handelt.

Insgesamt war es ein exquisites Hörerlebnis, bis das Ende kam. Dieses habe ich dann nochmal nachgelesen, da ich den Eindruck hatte, ich hätte beim Hören irgendwie etwas verpasst, was ich allerdings nicht habe. Ich persönlich hätte mir ein expliziteres Ende gewünscht. So war es einfach auf einmal vorbei und aus und hat einen unbefriedigenden Nachgeschmack, was ich persönlich als sehr schade empfinde, auch wenn es vom Autor vielleicht genauso beabsichtigt ist.

Alles in allem ist Der Trafikant ein gelungenes Hörerlebnis, welches sicher auch als Leseerlebnis empfehlenswert ist.